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Guo Jingming

Tränen gegen den Strom.

 

1. Platz auf der chinesischen Bestsellerliste 2007: Guō Jìngmíng/Guo Jingming 郭敬明 (geb. 6.6.1983, lebt in Shanghai), 11,0 Millionen verkaufte Exemplare, »Tränen gegen den Strom« 悲伤 逆流成河Changjiang Literatur- und Kunstverlag, 5/2007, 340 S. Bewertungsnote: 1,0. Ohne Lebenserfahrung muss Frau Lin Huafeng nach der Scheidung ihre Tochter alleine aufziehen. Sie muss sich prostituieren und ihr seelischer Konflikt verschlimmert sich täglich.

Dieser Roman könnte auch in Deutschland ein Bestseller im Rahmen der China-Literatur werden.

Der Shanghaier Student Jingming Guo ist etwas ein kulturloses enfant terrible, Klassen schlechter als Han Han, aber von der Jugend geliebt.

Seine Romanreihe »Bestseller« 最小说 wird mit 4,0 bewertet. Die Romane sind collagenartig auch aus Fremdtexten zusammengestellt. Sie werden farbig illustriert und mit allerlei Tipps und Gimmicks (Rezepte, Make-up, Bildchen) etc. präsentiert.

Beispiel-Artikel (unveröffentlicht)
"Da ist er!" - kreischend stürzen die Teenies dem ausgestreckten Finger hinterher, in die falsche Richtung, denn das Mädchen, das geschrieen hatte, bleibt stehen und er taucht tatsächlich auf, direkt neben ihr, und sie fällt ihm um den Hals, bevor die Sicherheitsleute sie wegzerren können. Wo der 26jährige Guo Jingming auftaucht, herrscht Teenie-Ausnahmezustand. Seine braunen, schulterlangen Haare hängen wild herunter, etwas blass sieht er aus, hat die Nacht durchgefeiert. Kaum zu glauben, dass er durch ein Literatur-Casting erfolgreich wurde, er schreibt ergreifend, der Jugend aus der Seele, trifft den Ton, seine Romane erreichen Auflagen von bis zu 11 Millionen. Er ist schon lange nicht mehr bloß ein Autor, er ist ein Superstar, eine Kultfigur. Alles, wo sein Name drauf steht, ist sofort ausverkauft, er kommt mit dem Schreiben kaum nach, schreibt inzwischen Romane anderer um und hat sogar eine Romanserie gegründet mit dem Namen "Bestseller". Und natürlich wurde sie ein Bestseller, auch wenn sein Name inzwischen mehr ein Label ist, die Inhalte von anderen gestaltet werden. Der Kommerz ist dabei unverhohlen, die Bücher kommen eingeschweißt, damit die vielen Beigaben nicht herausfallen, Kosmetik-Werbung, Heftchen, Pappspiegel und allerlei Schnickschnack.
[... Fortsetzung per email anforderbar. Interview und Bildmaterial wurden von Martin Woesler im Mai 2009 angefertigt und liegen exklusiv vor.]

Romananfang zum Schnuppern
Unveröffentlichte Roh-Übersetzung des Romans "Tränen gegen den Strom" von Martin Woesler

1

齐 铭把牛奶带上, 刚准备拉开门,母亲就从客厅里追出来,手上拿着一袋刚从电饭煲里蒸热的袋装牛奶,腾腾地冒着热气,哦 哟,你们男孩子要多喝牛奶晓得伐,特别是你们高一的男孩子,不喝怎么行。说 完拉开齐铭背后的书包拉链,一把塞进去。因为个子比儿子矮上一大截,所以母亲还踮了踮脚。塞完牛奶,母亲捏了捏齐铭的胳膊,又开始叨念着,哦 哟,大冬天的就穿这么一点啊,这怎么行,男孩子嘛哪能只讲究帅气的啦?

好 啦好啦,齐 铭低低应了一声,然后拉开门,妈, 我上课要迟到了。

拉 开门,浓重的雾气朝屋里涌。头顶是深冬里飘荡着的白寥寥的天光。

还 是早上很早,光线来不及照穿整条冗长的弄堂。弄堂两边堆放着的箱子,锅,以及垃圾桶,都只能在雾气里浮出一圈浅浅的灰色轮廓来。

齐 铭关上了门,连同母亲的唠叨一起关在了里面。只来得及隐约听到半句放 学后早点……”, 冬天的寒气就隔绝了一切。

齐 铭提了提书包带子,哈出口白气,耸耸肩,朝弄堂口走去。

刚 走两步,看见踉跄着冲出家门的易遥,险些撞上。齐铭刚想张口问声早,就听到门里传出来的女人的尖嗓门:

赶 赶赶,你赶着去投胎啊你,你怎么不去死!赔钱货!

易 遥抬起头,正好对上齐铭稍稍有些尴尬的脸。易遥沉默的脸在冬天早晨微薄的光线里看不出表情。

在 齐铭的记忆里,这一个对视,像是一整个世纪般长短的慢镜。

 

 

1

„Qi Ming, nimm die Milch mit!“, die Mutter, die gerade die Tür öffnen wollte, kam aus dem Wohnzimmer, in der Hand eine gerade aus dem Reiskocher entnommene heiße Tüte Milch, die noch dampfte. „Oh-oh, Ihr Jungs müsst weiß Gott viel Milch trinken, besonders Ihr langen Kerls, wie soll das denn ohne gehen?“ Nachdem sie das gesagt hatte, zog sie den Reißverschluss der Schultasche hinter Qi Mings Rücken auf und stopfte die Tüte schwupps hinein. Weil sie ein gutes Stück kleiner war als ihr Sohn, stellte sie sich dabei auf die Zehenspitzen. Als die Milch verstaut war, knetete sie Qi Mings Arm, und fing wieder an zu plappern: „Oh, da ist es tiefer Winter und Du hast wieder nur so ein bisschen an. Wie geht denn das nur an, wie kann denn ein Junge nur soviel Wert aufs Äußere legen?“

„Is ja schon gut!“, erwiderte Qi Ming leise und zog die Tür auf, „Mama – ich komme noch zu spät zum Unterricht!“

Als er die Tür öffnete, quoll dichter Nebel in die Wohnung. Nur über seinem Kopf schwebte in diesem tiefen Winter verirrtes weißes Sonnenlicht.

Es war noch sehr früh am Morgen, der Lichtschein schaffte es noch nicht, die ganze Gasse zu erhellen. Auf beiden Seiten der Gasse stapelten sich Kisten, Töpfe und Mülltonnen, von ihnen allen tauchten in diesem Nebel nur die grauen Umrisse auf.

Als Qi Ming die Tür hinter sich zumachte, war damit auch das Geschwätz seiner Mutter eingeschlossen. Es drang nur noch wie von Ferne ein halber Satz an sein Ohr „Komm nach der Schule früh ...“, dann hatte die winterliche Kälte den Satz einfach abgeschnitten.

Qi Ming ruckte den Schultaschengurt zurecht, hauchte weißen Atem aus, zuckte mit den Schultern und ging Richtung Gasseneinmündung.

Kaum war er zwei Schritt gegangen, sah er Yi Yao schwankend aus dem Hauseingang stürzen und wäre beinahe in ihn hineingerannt. Qi Ming hatte schon einen Morgengruß auf den Lippen, als er eine schrille Frauenstimme aus dem Eingang vernahm: „Was soll denn diese Hetze! Kannst Du es nicht erwarten, Dich wiedergebären zu lassen? Geh doch lieber sterben! Du Fehlinvestition!“

Yi Yao hob den Kopf, so dass Qi Ming geradewegs in sein verlegenes Gesicht sah. In seinem nichtssagenden Gesicht konnte man im kärglichen Licht dieses frühen Wintermorgens keine Regung erkennen.

In Qi Mings Gedächtnis blieb dieser Blickkontakt wie eine Zeitlupe haften, die ein ganzes Jahrhundert dauerte.

[...Fortsetzung kann angefordert werden per email.]